Freitag, 16. September 2011

Berlin im Speckmantel

Wie die Made im Speck sollen sie da sitzen, die Randberliner, im Speckgürtel, wie das Berliner Umland ja so gern genannt wird. Irgendwann zieht es alle mal raus aus der Stadt, ins Grüne, Licht und Luft - wenn man es sich leisten kann. Ein Phänomen, dass seit langem bekannt ist, und nicht nur in Berlin, nein in allen Großstädten - auch als "Surburbanisierung" bezeichnet.

Dass sich die wohlhabenden Berliner zumindest im Sommer der enger werdenden Stadt ins brandenburgische entzogen, war erstmalig ungefähr um 1800 zu beobachten. Am südlichen Tiergartenrand entstanden die ersten Sommerhäuser. Findige Unternehmer begannen in den 1830er Jahren zwischen Tiergartenrand und "Schafgraben", dem Vorläufer des späteren Landwehrkanals, Straßen anzulegen und Grundstücke zu verkaufen. Mit Erfolg. Ungefähr 50 Jahre später war hier das exklusivste Wohngebiet Berlins entstanden: das sogenannte Tiergartenviertel. Von 200 der reichsten Berliner wohnten 1913 gut die Hälfte im Tiergartenviertel, zählte damals Rudolf Martin in seinem Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Berlin. Hansemann, Bleichröder, Arnhold, Oppenheim, Fürstenberg, Schwabach, Simon und und und wohnten in der villen- und palaisbebauten Tiergartenstraße sowie im westlichen Teil des Viertels. In den dichter bebauten östlichen Straßen konnten sich aber auch Künstler, Beamte und Professoren vom Glanz dieser "Guten Adresse" sonnen.
Bereits in den 1840er Jahren sahen es viele Viertelbewohner als unzumutbar an, die Kirchen im Stadtzentrum zu besuchen. So weihte man 1846 schließlich eine eigene Kirche ein - natürlich zum Großteil privat finanziert. Das Tiergartenviertel wurde zu einer eigenen Lebenswelt. Als in den 70er/80er Jahren die ersten Villen neobarocken Stadtpalais weichen mussten, gab es bereits Familien, die viele Jahrzehnte im Tiergartenviertel gelebt hatten. Beerdigt wurde auf einem Friedhof, den 1854 die St.-Matthäus-Gemeinde bei dem brandenburger Dörfchen Schöneberg erwarb. Dort seine letzte Ruhestätte zu finden, war der einzig würdige Lebensabschluss eines Bewohners der Tiergarten-, Bendler-, Viktoria-, Hohenzollern- oder Regentenstraße. Und so musste dieser Friedhof mehrfach erweitert werden.
Am vergangenen Sonnabend widmetet die Evangelische Zwölf-Apostel-Kirche zu Berlin-Schöneberg der 1906 errichteten repräsentativen Trauerkapelle eine feierliche Andacht.

Freitag, 9. September 2011

"Gedisst" in Schwedten

Mitte/Ende der 80er Jahre schlugen in der DDR die Wellen hoch, nach dem die Äußerung einer bedeutenden Persönlichkeit durchgesickert war - ich glaube es war Sacharow -, dass in Schweden der bessere Sozialsmus herrsche. Diskutiert wurde sogar bis in die Parteigruppen hinab, ganz einfach, weil die Sache wirklich nicht so einfach von der Hand zu weisen war. Staatskonzerne und staatliche Fürsorge prägten auch in der DDR das Schweden-Bild dieser Zeit.
Wo standen die beiden Staaten gestern, wo stehen sie heute? Vor kurzem sind zwei Jugendbücher erschienen, die diesen Vergleich verblüffend aktuell machen.

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